Christchurch 2013 – Eine Stadt mittendrin im Neuanfang
Endlich komme ich dazu, einen weiteren Teil meines Reiseberichts zu veröffentlichen. Die letzten Wochen waren sehr arbeitsreich und Vieles musste länger liegen bleiben, als ich dachte. Aber am Ende wird alles gut und so folgt hier der zweite Teil unseres Besuchs der Südinsel Neuseelands. Genauer gesagt mit einem Bericht über die Stadt Christchurch!
Viel Spaß beim lesen und schauen!
Das große Erdbeben von 2011 hat die schönste Stadt Neuseelands Christchurch hart getroffen. Wir hatten vom Ausmaß der Zerstörung und 182 Todesopfern gehört – ein bisschen mulmig war uns schon, nachdem wir bereits aktive rauchende Vulkane gesehen haben und dem aktiven Erdinneren in Taupo so nahe waren. Der Weg dorthin mit dem Coast Pacific Rail war aber so zauberhaft, dass wir während der Reise gar nicht mehr daran dachten.
Aber bereits im Taxi vom Bahnhof zu unserer Unterkunft, dem Orari B&B, wo wir sogar zweimal Station machten und zu unserer schönsten Behausung während des gesamten Urlaubes erkoren haben, konnten wir uns einen Eindruck der Zerstörung machen. Wir fuhren nahe an die „rote Zone“ heran, einem Bereich, der bis heute nicht betreten werden darf und sich genau im ehemaligen Zentrum der Stadt befindet.
Schnell kamen wir mit dem Taxifahrer in´s Gespräch und erfuhren, dass weit über 10.000 Häuser zerstört wurden und Zehntausende die Stadt verlassen haben. Die größten Häuser die zerstört wurden, standen allesamt im belebten Zentrum der Innenstadt und das traf die Stadt tödlich mitten ins Herz.
Der Örtliche Fernsehsender stürzte ein, hier kamen alleine über 170 Menschen ums Leben, und das Wahrzeichen der Stadt, die Christ Church Cathedral, wurde weitgehend zerstört, wobei weitere Menschen ihr Leben verloren. Viele hunderte Häuser mussten abgerissen werden oder warten noch darauf.
Der größte, wirtschaftliche Schaden für die Menschen der Stadt ist aber dadurch entstanden, dass tausende Menschen ihre Arbeit verloren haben weil die Bürogebäude und Geschäfte im belebtesten und schönsten Teil der Stadt geschlossen wurden, und die rote Zone bis heute von niemandem betreten werden darf!
Während unseres Rundgangs sahen wir zahlreiche leere Grundstücke, wo früher Häuser standen. Es standen aber noch genau so viele Häuser leer herum, die immer noch auf den Abriss warteten. Und das zwei Jahre nach der Katastrophe.
Diesem Ereignis so nahe zu sein, machte mir erst das Ausmaß der Naturgewalten wirklich deutlich und erzeugt bei mir heute noch eine Gänsehaut. Zwei Jahre nach dem großen Beben ist man hier immer noch mit Aufräumen beschäftigt. Der Wiederaufbau wird nach Aussagen von den Menschen, mit denen wir gesprochen haben, mindestens noch zehn weitere Jahre dauern.
Die Menschen hier haben uns sehr stark beeindruckt. Mitten zwischen all den zerstörten oder abgerissenen Gebäuden haben sie mit Hilfe von Spendengeldern einen Neuanfang geschaffen. Die sogenannte „Restart-Mall“ – ein aus bunt bemalten Containern erbautes, Open-Air Einkaufszentrum mit Cafés, Bistros und vielen kleinen Geschäften und einer Freilichtbühne.
Die „Restart Mall“ bringt wieder etwas Farbe, Leben, Arbeit und die ersten Touristen in die Stadt, die nach dem Erdbeben massenhaft fern geblieben sind und von denen ein beträchtlicher Teil der Menschen hier gelebt haben.
Dieser Ort hatte eine wirklich „magische Ausstrahlung“, sehr energiegeladen und beeindruckend – Optimismus, Mut und Kraft – Es gibt wieder einen Grund in das sonst menschenleere Zentrum der Stadt zu kommen.
Ich wünsche allen Menschen in Christchurch auf diesem Wege weiterhin viel Glück, Mut, Energie und Durchhaltevermögen.
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Unsere Unterkunft in Christchurch – Zurück im Orari B&B
Beim zweiten Besuch der Stadt ist die Südinsel bereits erkundet und wir müssen Neuseeland leider bald verlassen. Vorher müssen wir den Camper in Christchurch abgeben und ich habe die Reste, die wir noch im Kühlschrank des Campers hatten, zu einem „Blitz-Nudelsalat“ verarbeitet, den wir mit bestem Ausblick genießen durften. Es gab noch Reste von gegrilltem Roastbeef, Oliven, Gurke und ein bisschen kalte Tomatensauce und gekochte Nudeln. Alles vermischt und mit etwas Balsamico und Olivenöl abgeschmeckt – sehr lecker und durch die Gurke erfrischend und knackig! Reste sind was Feines!
Nach 14 Tagen im Camper mit seinen recht komfortfreien Betten und Nachttemperaturen von 3 bis 25°C haben uns schon so sehr auf die gemütlichen Zimmer und auf die perfekt zubereiteten pochierten Eier im Orari B&B gefreut. Das Orari befindet sich super gelegen in der Nähe des Zentrums. Die über 100 Jahre alte Villa, die komplett aus Holz gebaut ist, hatte das Erdbeben ohne größere Schäden überstanden. Lediglich die Einrichtung wie Fernseher und sämtliches Geschirr wurden zerstört – ein Glücksfall. Es musste zwar komplett renoviert werden, aber kam den Umständen entsprechend glimpflich davon.
Es ist eines der wenigen Unterkünfte im Zentrum, die ihren Betrieb wieder aufgenommen haben und bekommt von uns ganz klar eine Empfehlung für alle die Christchurch besuchen möchten. TOP-UNTERKUNFT!
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Christchurch Markets
Weiter außerhalb der Stadt, nimmt die Zerstörung deutlich ab, was vor allem an den Holzhäusern liegen dürfte – es waren vor allem Häuser aus Stein die das Erdbeben nicht überstanden haben.
Wir besuchten den kleinen aber sehr feinen „Farmers Market“ – hier werden von biologisch angebautem Obst und Gemüse bis zum natürlich gebrautem Bier viele tolle Dinge angeboten – meist zu ganz erstaunlich hohen Preisen, und den größten Markt der Südinsel den Riccarton Rotary Market – mit vielen Imbissbuden und Flohmarkt . Die Neuseeländer jedoch sind hohe Preise gewohnt. Für schöne Dinge und gutes Essen gibt man sehr gerne sein Geld aus. Aber manche „Angebote“ stachen schon hervor …
Das Highlight war für mich „healthy natural Sauerkraut“ für 5 Dollar für 100g (!). Natürlich selbst hergestellt von einer ausgewanderten Deutschen ;-).
Auch nicht schlecht: „Japanische Pizza“ – was eigentlich nur Weißkraut und ein wenig anderes Gemüse als eine Art Pfannkuchen gebacken war – für sagenhafte 6,50 Dollar!!!!
Die Versuche, „deutsche Wurst“ an den Mann zu bringen, waren dagegen im ganzen Land immer wieder sehenswert. Die Würste hatten zwar so rein gar nichts mit guter deutscher Wurst zu tun, aber als „Marke“ werden Deutschland und seine Spezialitäten hier ganz gerne hergenommen – ohne aber wirklich deren Qualität zu erreichen – das muss man auch mal sagen.
Egal. Die Stimmung auf diesen beiden Märkten ist toll, es macht Spaß hier zu schlendern und leckere Spezialitäten auszuprobieren. Sie sind definitiv einen Besuch wert!
Gekauft haben wir ein großes Glas „Manuka Honey“, einem weltbekannten Honig, dem antibiotische Wirkung nachgesagt und als Naturmedizin verwendet wird. Er schmeckt dazu auch noch sehr lecker – wir mussten ihn allerdings durch Australien und Thailand „schmuggeln“, da die Einfuhr von Lebensmitteln vor allem in Australien verboten ist und stark kontrolliert wird … wir hatten Glück 😉
Wer das Glück hat Neuseeland zu besuchen, sollte die Stadt Christchurch nicht auslassen. Die Menschen hier sind auf die Touristen angewiesen – Wir können Sie unterstützen, indem wir wieder kommen !!! Es lohnt sich.